125 Jahre RSV Trompeter

Gründerzeit

Der RSV Trompeter wurde am 03. Oktober 1897 gegründet. Größtenteils wurden die wichtigsten Maßnahmen und Entscheidungen, die Durchführung von überregionalen und vereinsinternen Veranstaltungen sowie die personelle Situation des Vereins in insgesamt drei Protokollbücher festgehalten. Leider ist das erste und vielleicht interessanteste Protokollbuch nicht mehr auffindbar.

Das zweite Protokollbuch gibt Auskunft über die Zeit von 1925 bis 1937 und das dritte Protokollbuch über die Zeit von 1953 bis 1989. Die Zeiten von der Gründung 1897 bis 1924 sowie die von 1938 bis 1952 sind für die Chronisten leider nicht ausreichend nachvollziehbar.

Zweites Protokollbuch

Mit einer äußerst schönen Schrift und Einleitung

All Heil sei unser Panier, Treue, Freundschaft unsere schönste Zier“

wird das zweite Protokollbuch von Schriftführer Otto Kaiser eröffnet. Monatlich wurde eine oder zwei Versammlungen in verschiedenen Gasthäusern in Säckingen abgehalten. Vereinslokal war damals das Gasthaus „Zur goldenen Gans“, vormals Gasthaus „Krone“. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde das Gasthaus „Zur goldenen Gans“ umbenannt zum Gasthaus „Zum schwarzen Walfisch“. Auch im Gasthaus „Fuchshöhle“ wurden Versammlungen abgehalten.

Als besonderes und überregionales Fest wurde in der Zeit vom 13. Bis 15. Juni 1925 die Bannerweihe vom Radfahrer – Verein  „Trompeter“ Säckingen begangen. Über die Bannerweihe verfaßte Schriftführer Otto Kaiser folgendes Protokoll:

Wochen, anstrengender Arbeit, waren verflossen und die Tage unseres Festes in nächste Nähe gerückt. Am Samstag, den 13. Juni, abends, wurde das Fest eingeleitet, durch einen Umzug der hiesigen Stadt- und Feuerwehrmusik. Anschließend fand Festbankett im Vereinshaus statt, wo durch Konzert und Reigenfahren, für abwechslungsreiche Unterhaltung gesorgt war. Im Laufe des Abends wurden die zwei Gründungsmitglieder, der Herr Karl Stephan Schlageter und Herr Karl Kunzelmann, wovon letzterer allerdings nicht anwesend war, durch Geschenke geehrt. Herr Rektor Berger hielt eine längere Ansprache und betonte unter anderem, wie gerade diese beiden Mitglieder in guten und schlechten Tagen, besonders während der Kriegsjahre treu zum Verein gehalten haben. In größeren Zügen streifte er die Geschichte des Vereins, während seinem 27jährigem bestehen. Auch führte er an, daß gerade die Sportvereine in der jetzigen Zeit berufen sind, an dem Wiederaufbau unseres Volkes und Heimatlandes mitzuarbeiten und daß der Verein eine Existenzberechtigung hat. Er appelierte an die Jugend treu zusammenzuhalten, damit der Verein in Zukunft weiter blühen und gedeihen möge.

Hr. Schlageter danke für die schönen Geschenke und wünschte dem Verein, für das weitere fortbestehen, recht viel Glück. Nach Mitternacht erst trennte man sich mit dem Bewußtsein, gemütliche und anregende Stunden, verlebt zu haben.

Sonntag, den 14 Juni, morgens 4 Uhr verkündeten Bollerschüsse den eigentlichen Festtag. Die Spielleute des hiesigen Turnvereins zogen mit Trommeln und Trompetenklang durch die Straßen der Stadt. Um ½ 5 Uhr war Aufstellung zum Rennen, an welchem sich 63 Fahrer beteiligten, und zwar 39 im Hauptfahren (30 km), 10 am Erstfahren ( 20 km) und 23 am Neulingsfahren (10 km).

Diese Veranstaltung verlief ohne jeden Unfall, und waren die Leistungen im allgemeinen gut. Um ½ 11 Uhr vollzog sich der feierliche Akt der Bannerübergabe, auf dem Festplatz. Anschließend war Preisverteilung für die Rennfahrer. Mittags ½ 12 Uhr stellten sich die Vereine zum Preiskorso auf, an demselben beteiligten sich cirka 18 Vereine. Eine imposante Kundgebung des edlen Radsportes, war der Festzug, der sich durch die Straßen der Stadt, auf den Festplatz bewegte, wo durch Konzert der Stadtmusik und Reigenfahren des Velo Club Möhlin für genußreiche Stunden gesorgt wurde. Bei der Preisverteilung, welche um ½ 6 Uhr stattfand, wurden von den Festdamen, prachtvolle Pokale und Becher den Vereinen überreicht. Für die Abendunterhaltung, hatte sich der Turnverein in uneigennütziger Weise zur Verfügung gestellt, und dadurch turnerische Ausführungen und Pyramiden für ein reichhaltiges Programm gesorgt. In fröhlicher Stimmung, bei Musik und Tanz, welch letzterer den Abschluß des schönen Festtages bildete, blieb man noch lange beisammen.

Der Montag, 15. Juni, war der Jugend gewidmet. Am Nachmittag konnte man, bei allerlei Spielen, die Kinder auf dem Festplatz versammelt sehen, wo ein Kletterbaum aufgestellt war, Wurstschnappen u.d.gl. veranstaltet wurde. In hochherziger Weise, hatten hiesige Bäcker und Metzger, für das leibliche Wohl der Kinder gesorgt, und wird Ihnen dieser Tag lange in Erinnerung bleiben. Abends war Schlußtanz auf dem Festplatz, und konnte jeder noch nachholen, was er in dieser Beziehung versäumt hatte.

Säckingen, Juni 1925, Der Schriftführer Otto Kaiser

Bei der Generalversammlung am 19. Januar 1929 im Gasthaus „Zum schwarzen Walfisch“ waren 200 Mitglieder zu verzeichnen. Zum damaligen Zeitpunkt war der Verein insbesondere bei Ausfahrten intensiv tätig. Wanderfahrten mit über 400 km waren keine Seltenheit. Erstmals wurde ein Motorradrennen durchgeführt. Die Rennleitung hatte der 2. Vorstand Fritz Greiner. Obwohl das Wetter bei dem ersten Motorradrennen auf dem Eggberg nicht besonders günstig war, wurde das Rennen ein außergewöhnliches Ereignis. Es wurde in 9 Klassen gefahren und Punkt 2 Uhr startete der erste Fahrer. Die ganze Eggbergstraße entlang sah man nichts als strömende Völkerscharen. Schon vor Beginn des Rennens waren Programme und Billets ausverkauft. Am großen Rank war ein reines Menschengewirr, denn hier war die schwerste Kurve und man konnte auch am besten den Wagemut der einzelnen Fahrer beurteilen. Als Sieger des 1. Internationalen Eggberg Rennens in 4.38.2 Minuten mit der Sportmaschine BMW wurde Brütsch, Jungingen, ausgezeichnet. Auf der „Oberle“-Tourenmaschine erreichte Renz, Rothaus, eine Zeit von 4.59.2 Minuten. Insgesamt waren ca. 30 Rennfahrer am Start. Das ganze Rennen ging ohne Unfall vonstatten. Die Rennstrecke betrug 4,2 Kilometer, die Steigung 350 Meter und es gab mehr oder weniger schwierige Kurven.

Anläßlich der Mitgliederversammlung am 28. Januar 1933 verzeichnete man 166 Mitglieder; davon 13 Motorradrennfahrer. Bei dieser Versammlung wurde beschlossen, daß der „Alte Radfahrverein“ zukünftig „Radfahrverein Trompeter“ heißt. Aus den Niederschriften ist seit Ende 1933 und den Folgejahren zu entnehmen, daß der Verein in unsichere Fahrwasser geriet.

Dies bestätigte ein Protokoll der Jahresversammlung vom 10.11.1934:

In geheimer Abstimmung wurde der bisherige Vereinsführer Hr. Emil Reusch einstimmig wiedergewählt, aufgrund der ihm zustehenden Führereigenschaften berief er zu seinen Mitarbeitern…..

Die Ernennung ging allerdings nicht ohne Meuterei ab.

Trotz der schwierigen Zeit ließen sich die Mitglieder nicht davon abhalten, weiterhin Wanderfahrten und Ausflugsfahrten zu veranstalten. So machten die Mitglieder z.B. am 13.10.1935 mit dem Höhenwagen der Firma L. Zimmermann eine Tagesausfahrt zu einem Suserbummel ins Markgräflerland.

Drittes Protokollbuch

Nach dem zweiten Weltkrieg beginnen die nächsten Aufzeichnungen mit dem 28. Februar 1953. An diesem Tage wurde zur Hauptversammlung eingeladen. Dabei wurde Heinrich Essinger als früherer langjähriger Vorsitzender wieder gewählt. Zu Ehrenmitglieder wurden Adolf Baumgartner, Friedrich Brogli und Friedrich Schmid ernannt. Ab 1955 übernahm Josef Burger wieder den Vorsitz. Auch Josef Burger, laut Protokoll vom 22. Januar 1955, ein früherer langjähriger erster Vorsitzender. Bei der Jahreshauptversammlung am 29. November 1958 im Gasthaus „Zum Rößle“ wurde die Änderung der Satzung beschlossen. Dabei wurde u.a. beschlossen, daß der Radfahrverein Trompeter Säckingen den Namen ändert in „Radsportverein Trompeter Säckingen“ und der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht Säckingen eingetragen wird. Beschlossen wurde auch, daß die Vorstandschaft zukünftig zwei Jahre gewählt wird.

Mit Beginn der 50er Jahre wurde auch der rennsportliche Teil des Vereins wieder aufgenommen. Zu Beginn wurde der erste Schritt als Landesentscheid durchgeführt. Es gab auch bereits ein internationales Kriterium mit Start und Ziel beim Gasthaus „Germania“ über 50 Runden (70 km). Diese wurden erweitert durch Rundstreckenrennen innerhalb der nationalen Südschwarzwald-Radrundfahrt von 1970 bis 1979. Schon 1964 gab es das erste Kriterium mit sogenannten Vierermannschaften. Für die Attraktivität des Grenzlandkriteriums wurde 1965 ein Festzelt erstellt.

1967 übernahm Alois Eschbach den Vorsitz, Rennsportwart war Burkhard Schöttler. Burkhard Schöttler selbst ein erfolgreicher Radrennsportler, lange Jahre Trainer und jetziger 1. Vorsitzender.

Das 1970 durchgeführte Bundesfest brachte dem Verein ein enormes Defizit, welches Dank großzügiger Spenden abgebaut werden konnte. Der Radsportverein mußte sparen, wodurch es zwangsläufig zu Abwanderungen kam. 1973 gab es das 21. Internationale Kriterium in alter Form. Zwei Jahre zuvor begann der Verein erstmals mit dem Radwandern.

Eduard Keller löste nach 13jähriger Tätigkeit Alois Eschbach als 1. Vorsitzender ab. Alois Eschbach blieb jedoch Schriftführer.

Im Jahre 1981 wurde Hartmut Eisele neuer Vorsitzender und die Aktivitäten des Vereins konnten wieder gesteigert werden. Burkhard Schöttler gründete eine Aktivgruppe und noch im gleichen Jahr wurde die erstmals durchgeführte Stadt-meisterschaft mit einem 1000 m Zeitfahren zu einem Erfolg. Sieger wurde Burkhard Schöttler. Bereits 1982 wurden die beliebten Abendrennen ins Leben gerufen, die heute immer noch mit großem Erfolg durchgeführt werden. Ebenfalls wurde 1982 eine Hobby-Tourenfahrer-Gruppe gegründet. Zum 1000 m Zeitfahren ist in der Zwischenzeit das Bergzeitfahren hinzugekommen.

Außer den bekannten internationalen Grenzlandkriterien wurden weitere große Veranstaltungen mit Erfolg durchgeführt. So war der Radsportverein in den Jahren 1985, 1988 und 1989 Ausrichter der Regio-Tour, mit denen man tausende Radsportfreunde aus der näheren und weiteren Umgebung begeisterte.

Die Abendrennen wurden immer beliebter. Waren es zu Beginn der Abendrennen 104 Teilnehmer, so wurden 1986 bereits 159 Teilnehmer gezählt. Diese setzten sich aus 88 Lizensfahrer und 71 Hobbyfahrer zusammen. Teilnehmer waren Radsportler aus dem gesamten Hochrhein- und Schwarzwaldgebiet sowie aus der benachbarten Schweiz. Auch Sportfreunde aus den Partnerstädten CH-Näfels und F-Sanary liesen es sich nicht nehmen, in Bad Säckingen zu starten.

Der RSV in Richtung Jahrtausendwende

Weitere Höhepunkte waren am 5. Mai 1991 die Badische Meisterschaft im Einer Straßenfahren und insbesondere die Deutsche Bergmeisterschaft im Einer Straßenfahren am 22. Mai 1994. Beide Veranstaltungen brachten größte Anforderungen an die Teilnehmer und Organisatoren. Bei den Badischen Meisterschaften mußte gar eine 10 cm dicke Schneedecke beseitigt werden.

Als eine harte aber faire und schwierige Strecke bezeichnete Bundestrainer Peter Weibel die Rundstrecke für die Deutsche Bergmeisterschaft über 95,6 km, bei 417 m Höhendifferenz. Das Ziel in Rickenbach-Jungholz liegt in 763 m Höhe. Als die Besten wurde ermittelt:

1. Stephan Gottschling, Cottbus, Team Nürnberger
2. Jan Ullrich, Hamburg
3. Jürgen Rodenbeck, Hameln

Jan Ullrich, 1994 bei der Deutschen Bergmeisterschaft vielleicht nur den Radsport-Insidern bekannt, wurde ein internationaler bekannter Berufsradfahrer. Etappensieger und ein 2. Platz der Gesamtwertung 1996 beim schwersten Etappenrennen der Welt, der Tour de France, und 1997 Gesamtsieger der Tour de France. Bis dahin konnte noch kein deutscher Radrennfahrer die Tour de France gewinnen. Ebenfalls gewann Jan Ullrich die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney im Straßenrennen. 

Vergessen seien aber nicht die erfolgreichen Rennfahrerinnen und Rennfahrer des Vereins. Zu den erreichten Erfolgen trug der bereits genannte Burkhard Schöttler als Trainer wesentlich bei. Ihm zur Seite steht Peter Schiffner, der früher selbst ein erfolgreicher Radrennfahrer sowie Nationaltrainer der früheren DDR war und in jüngster Zeit Fachbücher über den Radrennsport schreibt.

Am 03. Oktober 1997 feierte der RSV-Trompeter Bad Säckingen sein 100-jähriges Vereinsjubiläum. Die Feierlichkeiten fanden im Gallusturm, wo der damalige Vorsitzende Burkhard Schöttler die geladenen Gäste aufs herzlichste begrüßte, statt.

In den letzten 25 Jahren waren als 1. Vorstand, in zeitlicher Reihenfolge, die Radsportfreunde Alois Eschbach, Eduard Keller, Hartmut Eisele, Heinz Schneider, Franz Josef Hinnenberger, Klaus Elsner, Burkhard Schöttler, Bernd Ulich, Volker Teubler, Britta Gümpel und Janusch Laule sowie zuletzt Ralf Teubler verantwortlich.

Nach einer drohenden Auflösung des traditionsreichen Vereins im Frühjahr 2022 übernimmt Mark Jagenow das Amt des 1. Vorsitzenden. Er will mit seinem Vorstandsteam die Flammen des RSVs wieder schüren.

Mit etwa 90 Mitgliedern gehört der RSV Trompeter heute zu den mittelgroßen Vereinen in Bad Säckingen. Jedoch hat man sich in der Vergangenheit durch Hervorbringen von erfolgreichen Rennfahrern mit nationaler und internationaler Klasse einen Namen bis weit über die Region hinaus gemacht.